Mittwoch, 8. Juli 2015

#45 Abstecher an die Unterweser

Eine mit Breitfock ausgerüstete, einmastige Koftjalk Groninger Bauart liegt am Ostufer des Geestemünder Hauptkanals. Im Hintergrund die heute unter Denkmalschutz stehende Drehbrücke. Längsseits der Tjalk ein Decklast tragendes, kleines Fahrzeug, mit Vorsteven und Galionsknie gebaut – möglicherweise ein Ewer, aber auch eine Variation eines wesertypischen Dielenschiffes scheint nicht abwegig.
Unweit vom obigen Standort befindet sich das östliche Ufer der Geeste mit der 1904 erbauten und bis heute erhaltenen Geestebrücke.  Zwei kleine Weser-Fischkutter aus Dorum bzw. aus Großensiel haben hier festgemacht. Es sind reine Segelfahrzeuge - der Linke mit dem Fischereizeichen DOR 51 wurde auf der Werft von Hinrich Balleer in Bardenfleth auf der oldenburgischen Weserseite gezimmert. Gegenüberliegend nahe der Kaje der Seebeck-Werft ist das Feuerschiff NORDERNEY zu erkennen. 1907 auf der AG Weser in Bremen gebaut, liegt es nun als Feuerschiff WESER am Bontekai in Wilhelmshaven.
Weseraufwärts treffen wir auf den zwischen Bremen-Vegesack und dem niedersächsischen Lemwerder verkehrenden Fährdampfer. Heute hält ein beträchtlich größeres dieselgetriebenes Autofährschiff die Verbindung aufrecht. Nahbei der Landungsbrücke vor der Strandlust wartet eine treibende Tjalk auf einen Schlepper. Am Horizont ragen Hallen und Kräne der Bremer-Vulkan Werft auf.
Einmal um die Ecke geht es in den Vegesacker Hafen hinein. Hinten erkennen wir einen Dreimast-Gaffelschoner und links daneben offenbar ein Schwimmdock. Es wirkt recht idyllisch - noch ist die Bebauung nicht so weit fortgeschritten. Der Absender der Karte schreibt: »Wir haben hier ein Boot gemietet und rudern jeden Abend. Das ist knorke.«
Nun sind wir in der Stadt Bremen angekommen und haben schon die Weserbrücken passiert . Am Ufer des Osterdeichs finden wir einen schwimmender Marktstand vor. Es ist ein Altländer Ewer, ein Schiff das die Obstbauern aus dem niederelbischen Alten Land gebrauchten, um ihre Ware an den Markt zu bringen. Im Herbst und Winter fand man die hölzernen Obst-Ewer in vielen schiffbaren Städten und kleineren Ortschaften. Hier direkt vor den Stadtvillen  und Bürgerhäusern der gut betuchten Bremer war lohnender Absatz sicher.