DORIS und ihre große Schwester NOOITGEDACHT Ende der 80er Jahre in Harlesiel. Beide sind im Jahre 1896 als Paviljoentjalken auf der Werft Gebroeder van den Adel in Papendrecht gebaut. |
Die DORIS VON OCHTUM ist als Paviljoentjalk für die Fahrt in Holland und Zeeland gebaut. Ihren Schiffstyp bezeichnet man daher grundsätzlich als Zuidhollandse oder auch Zeeuwse (zeeländische) Paviljoentjalk.
Bei der Kategorisierung der zahlreichen verschiedenen Tjalktypen unterscheidet man zunächst die Form der Aufbauten. Hier gibt es die Rooftjalk, d.h. eine Tjalk mit einem hinteren kastenförmigen Aufbau= Roof (Da dies die am häufigsten vorkommende Art ist, wird der Begriff eigentlich nicht verwendet.) Dektjalken sind dagegen Tjalken, bei denen dieser Aufbau fehlte und stattdessen der Laderaum nach hinten länger durchlief. Der Wohnraum befand sich bei diesen Schiffen unter dem Achterdeck.
Eine Paviljoentjalk verzichtet ebenfalls auf ein Roof hat aber stattdessen eine Art Achterkajüte als Wohnraum. Diese entsteht durch die Erhöhung des Achterdecks auf die obere Kante des Schanzkleids und wird als Paviljoen = Pavillion bezeichnet.
Eine weitere Unterscheidungskategorie für Tjalken ist die räumliche Herkunft, da diese bestimmte Charakteristika in der Bauweise bestimmt. Die Haupttypen sind die Groninger Tjalk, die Friesische Tjalk und die Holländische, bzw. Südholländische Tjalk.
Die Südholländische Tjalk unterscheidet sich von den anderen in erster Linie durch ihr kantigeres Aussehen, was sich durch den geraden Verlauf der Berghölzer von der Seite zum Steven hin ergibt. Da das Revier in Zeeland recht offen und rauh war, sind sie, was Plattenstärke und Spantabstände anbetrifft, recht stark gebaut und auch im Unterwasserschiff gibt es große Unterschiede. Südholländische Tjalken sind im vorderen Bereich voll, bzw. voluminös und laufen im Heckbereich schlank aus. Der Rundungsgrad anderer Tjalktypen ist im Bug- und Heckbereich ähnlich.
Im ersten Schiffmessbrief der DORIS von 1896 wurde als Fahrzeugart der Terminus Paviljoenjacht eingetragen. Es ist anzunehmen, dass dieser Begriff grundsätzlich synonym mit den Bezeichnungen Paviljoentjalk oder Paviljoenschuit zu verstehen ist. Es gibt zu den Bezeichnungen mehrere Meinungen. Eine Annahme ist, dass die unterschiedlichen Begriffe einfach auf Überlieferungen der Werftbücher verschiedener Werften beruhten. Zum anderen darf aber auch angenommen werden, dass hiermit feine Nuancen in der Rumpfform unterschieden wurden. So wird der Paviljoenschuit in einigen Quellen Ähnlichkeit mit der sogenannten Poon zugeschrieben, die wohl hauptsächlich in dem sehr hoch auflaufenden Kopf, und den insgesamt extrem stark gefegten (gerundeten) Linien augenfällig wird. Auch ist es wohl so, dass der Begriff Schuit in erster Linie in Südholland verwendet wurde.Zum Begriff Paviljoenjacht lassen sich Hinweise finden, dass auch deren Linien stark gefegt und der Formen der Poon nicht unähnlich sind, und dass besonders das Unterwasserschiff sehr früh schlank nach hinten ausläuft, was sich besonders günstig auf Segeleigenschaften und Geschwindigkeit auswirkt.
Diese Charakteristik tritt in der Form der Doris deutlich hervor. Dazu hat das Schiff von der Seite betrachtet enormen Sprung. Häufig schon standen alte Fahrensleute vor dem Schiff und fragten, um wieviele Meter das Schiff verkürzt sei. So eine hohe, kleine Tjalk hätten sie noch nicht gesehen...
Hinweis: wer der Sprachverwirrung noch ein bißchen weiter treiben will - kleinere Paviljoentjalken wurden in den Niederlanden schon früh als zur "Yacht" umgewidmet - dies ist jedoch nicht zu verwechseln mit der Schiffsbezeichnung "Paviljoenjacht". Siehe dazu hier.